Ab wann wird der Konsum von Alkohol eigentlich riskant?
Diese Kriterien deuten auf eine Alkoholabhängigkeit
Alkohol hat einen besonderen Stellenwert in der modernen Gesellschaft. Als eines der letzten voll akzeptierten Genussmittel ist er weit verbreitet. Die Gefahren des Alkohols werden jedoch unterschätzt, insbesondere wenn er regelmäßig als Seelentrost, Einschlafhilfe oder vermeintlicher „Problemlöser Nummer 1“ eingesetzt wird. Die Grenze, an der Genuss aufhört und Sucht anfängt, ist fließend. Man versucht die Abhängigkeit durch mehrere Faktoren zu umschreiben. Jede einzelne der unten aufgeführten Warnhinweise ist ein deutliches Alarmsignal.
Starker Wunsch oder Zwang: eine Substanz zu konsumieren oder etwas immer wieder zu tun. So verspürt ein alkoholkranker Mensch ein starkes Verlangen nach dem nächsten Schluck, der Nikotinsüchtige die Gier nach der nächsten Zigarette. Dieses Verlangen kann auch dann stark sein, wenn noch keine körperliche Abhängigkeit vorhanden ist – also keine körperlichen Symptome beim Entzug auftreten.
Kontrollverlust: Ein zweites Kennzeichen einer Sucht ist der Kontrollverlust. So ist beispielsweise ein Alkoholkranker kaum in der Lage zu kontrollieren, wann er trinkt, wann er mit dem Trinken aufhört und wie viel Alkohol er konsumiert. Ein Spielsüchtiger oder Kaufsüchtiger wird weiterspielen oder einkaufen, auch wenn er es sich finanziell gar nicht mehr leisten kann.
Abstinenzverlust: Aus der Unfähigkeit, den Konsum einer Droge zu kontrollieren oder auf ein bestimmtes Verhalten zu verzichten, resultiert der Verlust der Abstinenz. Das geht so weit, dass der suchtkranke Mensch selbst dann nicht auf seine Droge verzichten kann, wenn die Sucht bereits schwere gesundheitliche oder soziale Konsequenzen hat. So sind Betroffene zum Beispiel während der Arbeitszeit oder auch im Straßenverkehr alkoholisiert. Sie trinken weiter, obwohl sie Probleme in der Familie oder mit dem Partner haben – oder der Alkohol der Grund für einen drohenden Arbeitsplatzverlust ist.
Toleranzbildung: Menschen, die in eine Sucht geraten, brauchen immer größere Mengen ihrer Droge, um den gleichen Effekt zu erzielen. Der Körper gewöhnt sich an die Substanz, der Konsum steigt. Das kann auch für Verhaltensweisen mit Suchtcharakter gelten, die häufig immer weiter ausufern. Ein Beispiel ist die Glücksspielsucht.
Entzugserscheinungen: (Entzugssyndrom) Die heftigsten Entzugserscheinungen treten beim Absetzen harter Drogen wie Heroin, aber auch bei Alkoholikern auf. Sie reichen von verhältnismäßig leichten Symptomen wie Schwitzen, Frieren und Zittern bis hin zu starken Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Halluzinationen und Kreislaufzusammenbrüchen. Da die Gier nach der Droge dabei ins Unermessliche wächst, ist ein Entzug aus eigener Willenskraft kaum zu schaffen. Verhaltenssüchte oder -zwänge wie Spiel- oder Kaufsucht machen zwar nicht körperlich abhängig, beruhen aber ebenfalls auf biochemischen Prozessen im Gehirn. Bleiben sie aus, können dennoch Entzugserscheinungen auftreten – etwa Nervosität, Aggressivität oder der unwiderstehliche Drang, das Suchtverhalten wieder auszuüben.
Rückzug aus dem Sozialleben: Wer in einer Sucht gefangen ist, verliert das Interesse an anderen Beschäftigungen. Hobbys, soziale Kontakte und selbst der Beruf werden vernachlässigt. Die Droge, sei sie nun eine Substanz oder ein bestimmtes Verhalten, wird zum Lebensmittelpunkt.
Zur Diagnose des Abhängigkeitssyndroms müssen nach der ICD-10 drei oder mehr der folgenden Kriterien gemeinsam erfüllt sein. Trifft dies zu, liegt in der Regel eine Abhängigkeitserkrankung vor. Für die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit muss keine körperliche Abhängigkeit (Entzugssyndrom) vorliegen.
*Nach ICD-10: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems. Sie ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnoseklassifikationssystem der Medizin und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben.