Fünf Sprachen der Liebe - eine echte Hilfe für Paare?
Das Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“ von Gary Chapman ist seit den 1990er-Jahren ein Bestseller. Millionen Paare weltweit haben den dazugehörigen Test gemacht – in der Hoffnung, endlich besser zu verstehen, warum sich Liebe manchmal nicht so anfühlt, wie sie gemeint ist. Doch was steckt hinter dem Konzept – und hilft es tatsächlich, Beziehungen zu verbessern?
BAYERN 2 Radiowissen, Becker, Karin
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21 Min. | 10.10.2025
Das Prinzip: Wie wir Liebe ausdrücken und wahrnehmen
Chapman geht davon aus, dass jeder Mensch eine bevorzugte „Liebessprache“ hat – also eine Art, wie er Zuneigung am liebsten zeigt und am tiefsten spürt.
Diese fünf Sprachen sind:
- Lob und Anerkennung
- Zweisamkeit (Quality Time)
- Geschenke, die von Herzen kommen
- Hilfsbereitschaft
- Körperliche Nähe und Zärtlichkeit
Wenn zwei Partner unterschiedliche „Sprachen“ sprechen, kommt es leicht zu Missverständnissen: Der eine fühlt sich ungeliebt, obwohl der andere sich bemüht – nur eben auf eine Weise, die nicht ankommt. Die Idee ist einfach und einleuchtend. Sie lädt dazu ein, achtsamer zu kommunizieren und bewusster auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen.
Kritik: Zu einfach für die komplexe Wirklichkeit?
Genau darin liegt aber auch die Schwäche des Modells. Die kanadische Psychologin Emily Impett hat in aktuellen Studien festgestellt: Chapmans Theorie lässt sich wissenschaftlich kaum belegen.
Menschen haben in der Regel nicht nur eine Hauptsprache, sondern verstehen und schätzen mehrere Formen der Zuneigung.
Auch die Zahl „fünf“ sei eher willkürlich gewählt – andere Ausdrucksformen wie Verantwortung, gegenseitige Unterstützung oder Kompromissbereitschaft kommen darin gar nicht vor.
Und tatsächlich: Beziehungen sind dynamisch.
Was uns heute guttut, kann sich morgen ändern – je nach Situation, Lebensphase oder emotionalem Zustand.
Trotzdem: ein guter Gesprächsanstoß
Trotz aller Kritik hat das Konzept einen unbestreitbaren Wert: Es öffnet Paare für das Gespräch über Nähe, Bedürfnisse und Zuwendung – und genau das fehlt in vielen Beziehungen am meisten.
In der Praxis kann schon eine kleine Veränderung Großes bewirken: Ein bewusstes Kompliment, ein paar Minuten echtes Zuhören, eine Umarmung ohne Worte.
Manchmal ist das der erste Schritt zurück in die Verbindung.
Fazit: Werkzeug, kein Wundermittel
Die fünf Sprachen der Liebe sind kein Patentrezept, aber ein hilfreiches Werkzeug. Sie machen sichtbar, dass Liebe viele Gesichter hat – und dass Paare gut daran tun, sie immer wieder neu zu „übersetzen“.
Ob man an Chapmans Theorie glaubt oder nicht: Wer sich die Frage stellt „Wie kann ich meinem Partner zeigen, dass er mir wichtig ist?“, hat bereits etwas Entscheidendes getan – den Blick auf das gerichtet, was verbindet.
Tipp: Wenn du mehr über deine eigenen Beziehungsmuster erfahren möchtest oder dich fragst, warum ihr euch manchmal einfach nicht versteht –
eine Paarberatung kann helfen, die darunterliegenden Dynamiken zu erkennen und neue Wege der Nähe zu finden.
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