... die fünf Entwicklungsstufen einer Liebensbeziehung

Verliebtsein ist so ziemlich die schönste Sache der Welt. Darüber vergessen wir oft -   Verliebtsein  ist lediglich der wunderbare Auftakt für eine potentiell glückende Partnerschaft. Eine gelingende Partnerschaft auf die Beine zu stellen braucht mehr. Jede Liebesbeziehung durchläuft 5 natürliche Entwicklungsstufen, durch die jedes Paar hindurchmuss, ganz gleich, wie sehr es sich füreinander bestimmt fühlen mag. Jede dieser Entwicklungsstufe birgt ihre ureigenen Herausforderungen und typische Stolpersteine. Es ist gut, Sie zu kennen...

 1. Die Annäherung

Zwei Menschen begegnen sich beispielsweise im Onlinedating, auf einem Fest oder im Corona-Impfzentrum ihrer Stadt. Sie kennen sich nicht, fühlen sich aber irgendwie zueinander hingezogen, kommen ins Gespräch und verabreden sich miteinander. Es kommt zum ersten und zweiten Date. Man zeigt sich von seiner Schokoladenseite, entdeckt gemeinsame Interessen und Ansichten -  die Chemie scheint zu stimmen. Sie beginnen, sich eine Beziehung mit dem anderen vorstellen. In dieser Phase besteht kein Anspruch auf die Zeit des anderen und es gibt auch keine Übereinkunft darüber, wann oder wie lange Sie zusammen sein wollen. Einer von ihnen muss die Initiative ergreifen und der andere darauf eingehen, soll die Verbindung erhalten bleiben. Viele Menschen scheitern bereits in dieser ersten Phase der Liebeswerbung.

Typische Stolpersteine der Annäherung:

•    Das sogenannten „Matching“ wird völlig überbewertet
•    Sie finden es viel zu riskant, sich zu öffnen und spielen lieber
•    Ihr Verhalten und ihre Gefühle stimmen nicht überein
•    Sie forcieren die Dinge zu stark, da Sie sehr bedürftig sind
•    Anstatt ihre Vorzüge hervorzukehren, verschrecken Sie den anderen,
      indem Sie sich sehr problembehaftet darstellen.    
•    Sie sind frisch getrennt und plaudern unentwegt über ihre/n »EX«.
•    Sie machen ein Geheimnis aus ihrem Interesse und erfinden unattraktive Ausreden
      wie: » Ich war gerade in der Gegend«.      
•    Sie schlafen bereits beim ersten Date miteinander. Häufig wird dann lediglich eine kurze
     Affäre, aber keine Liebesbeziehung daraus.      

Mein Tipp: Sich verlieben, heißt verletzlich zu sein. Sie müssen beim ersten Date nicht gleich jedes kleine Detail teilen, aber versuchen Sie authentisch zu sein.

 

2. Die Verführung

Die Verführung entscheidet, ob es eine Freundschaft oder eine Liebesbeziehung wird. Es liegt etwas in der Luft, die Atmosphäre ist leicht und flirtig. Die Anziehung wird nonverbal  kommuniziert: Es kommt zu kleinen »zufälligen« Berührungen, mit denen wir unsere Worte verstärken, ihre Bewegungen verlaufen synchron, der Augenkontakt wird tiefer. Sind beide Partner voneinander angetan, intensiviert sich der Körperkontakt und es kommt zum ersten Kuss. Schließlich folgt die Entscheidung miteinander zu schlafen. Dieser Entscheidung gehen selten mehr als vier bis fünf Verabredungen voraus, ganz gleich, ob sie in einer Woche oder einem Monat stattfinden.
 
Die Verführung umfasst den gesamten Zeitraum, in dem einer der Beteiligten versucht den anderen in eine engere Verbindung zu locken. Meist ist die Gefühlsbindung jedoch noch schwankend und anfällig. Gestern waren Sie von ihm hingerissen, heute lässt sie eine coole Bemerkung für Stunden und Tage erkalten. In dieser Phase der vorläufigen Bindung  können zwei Menschen noch nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie auch am nächsten Wochenende, geschweige denn zu Weihnachten noch zusammen sind. Endet ihre Liebeswerbung immer mit der dritten oder vierten Verabredung oder wird stets eine platonische Freundschaft daraus, sind zumeist unbewusste Ängste mit im Spiel.

Typische Stolpersteine der Verführung:

•    Sie haben eine negative Einstellung zu Ihrem eignen Körper und gehen davon aus,
      niemand könnte Sie anziehend finden.
•    Sie stellen sich nicht als potentielle Partner da, sondern spielen lieber den Vertrauten,
      die Freundin, den hilfsbereiten Kumpel
•    Sie glauben zwar, Sie hätten gerne eine sexuelle Beziehung, doch niemand ist
      attraktiv, intelligent oder interessant genug.   
•    Es fällt Ihnen schwer, sexuelle Angebote abzulehnen. So landen Sie in einem fremden Bett,
     ohne dafür bereit zu sein.
•    Sie lassen sich zwar auf sexuelle Beziehungen ein, aber nur mit Personen mit denen
      das Risiko, dass daraus eine Liebesbeziehung wird gering ist (im Urlaub, mit Verheirateten). 
•    Sie fahren auf Sex ab. Geht jedoch alles viel zu schnell, besteht die Gefahr,
      dass das Feuer wieder erlischt.
•    Sie wittern, nach dem Sex sofort in der Falle zu sitzen.

Mein Tipp:

Die Verführung ist ein spannender Tanz und kein Wettlauf. Erscheint Ihnen ein Schritt zu früh, lassen Sie es ihr Gegenüber mit einem freundlichen Satz wissen. Sie brauchen sich nicht lange zu erklären, ist ihr Gegenüber wirklich an Ihnen interessiert, lässt es Ihnen Zeit. Akzeptieren Sie sich, wie sie sind, denn ein gutes Selbstbewusstsein macht ungeheuer sexy

3. Der Umschwung 

Er erfolgt etwa im dritten Monat der Liebeswerbung, kann aber auch eher passieren, wenn wesentliche Schritte übersprungen wurden. Eigentlich fühlt sich gerade alles nach einer gemeinsamen Zukunft an. Täglich fliegen WhatsApp-Nachrichten mit Herzchen hin und her. Sie haben sich oft verabredet, viele glückliche Stunden und Wochenenden miteinander verlebt. Er sagt: »Ich liebe Dich«. Der erste gemeinsame Kurzurlaub ist vielleicht schon geplant. Und genau jetzt wird der Umschwung ausgelöst. Oft durch eine banale Bemerkung, ein Missverständnis oder ein kleines äußeres Ereignis.

Der Umschwung ist jene unangenehme Episode, in der der Herausforderer genau dann einen Schritt zurückgeht, wenn der Herausgeforderte näher gerückt ist, quasi angebissen hat. Er erfasst Männer wie Frauen und ist ein ganz natürliches Sicherungssystem unserer Psyche, um die aufsteigende Angst vor der Bindung handhabbar zu machen.
Der Umschwung kann sich in einem Rückzug zeigen -  Ihr Partner geht einen Schritt zurück, weg von der entstehenden Bindung. Oder in einem Stillstand - Ihr Partner unternimmt nichts mehr, um die Bindung zu vertiefen. So gering die Verhaltens- und Gefühlsänderungen auch sein mögen, Sie werden sie spüren. Haben sie sich bisher auf die allabendlichen Telefonate mit ihrer/m Liebsten gefreut, wollen Sie jetzt endlich mal wieder um die Häuser ziehen und sich keinesfalls abmelden müssen. Konnten Sie bisher kaum genug von ihm bekommen, so sind Sie heute müde oder geben einer noch unerledigten Arbeit den Vorzug. Die Lösung des Umschwungs kann einige Wochen in Anspruch nehmen, aber auch problemlos in kürzerer Zeit bewältigt sein.

Typische Stolpersteine im Umschwung:

•    Sie glauben, Sie hätten einen Fehler gemacht
•    Sie werden ängstlich, anklammernd oder ärgerlich
•    Sie führen ein Leben auf Abruf
•    Sie drängen zu früh auf ein »Beziehung-Gespräch« mit Fragen wie:
     »Was ist mit Dir«? »Meinst du es noch ernst«?

Mein Tipp:

Der beste Umgang mit dem Umschwung ist leider am schwierigsten zu befolgen. Versuchen Sie aus eigener Kraft mit dem Umschwung des Partners oder Ihrem eigenen fertig zu werden. Reagieren sie möglichst gelassen und gleichmütig auf den Umschwung. Sind sie ängstlich oder fordernd, klappt es nicht. Ihr Partner macht eine Krise durch, die ihn selbst betrifft. Also nehmen Sie es nicht persönlich! Geht ihr Partner auf Rückzug, dann halten Sie sich zurück. Seien Sie nicht mehr so verfügbar. Stellen Sie wieder ein gewisses Maß an Unabhängigkeit her, treffen Sie sich mit Ihren Freunden und lassen Sie ruhig die eine oder andere Gelegenheit zu einem Treffen aus. Sie geben Ihrem Partner damit die Gelegenheit Sie zu vermissen, was es ihm leichter macht, seine Bindungsangst zu überwinden. Bei ein bisschen Distanz werden Sie im Ansehen steigen. Erleben Sie selbst immer wieder den «Drei Monatswandel des Herzens« kann es gut tun, die eigenen Gefühle und unbewussten Gründe mit einem Beziehungscoach zu klären.


4. Endlich ist es eine Beziehung

Sie haben beide die stetig wachsende emotionale Bindung anerkannt. Sie verabreden sich nicht mehr, sie sind  zusammen. Jetzt kommen drei wichtige fließend ineinander übergehende Entwicklungsphasen auf Sie zu: Liebesplateau, Verhandlungsphase und Bindung.
Das Liebesplateau ist eine traumhafte Zeit für beide. Alle Ungewissheit der ersten Zeit liegen hinter Ihnen. Sie schließen sich emotional aneinander an. Das sexuelle Erleben liegt irgendwo zwischen schön und atemberaubend. Sie gehen selbstverständlich davon aus, dass sie sich treffen -  gleichgültig, ob jeden Abend oder an jedem Wochenende. Sie verstehen sich als Paar, haben ihre Familie kennengelernt und sind im Freundeskreis eingeführt worden. Die meisten Konflikte, die Sie noch austragen müssen, um zu einer dauerhaften Verbundenheit zu gelangen, liegen allerdings noch vor Ihnen. Diese traumhafte Zeit des Plateaus kann zwischen drei Monaten und bei einer Fernbeziehung leicht bis zu einem Jahr anhalten. Viele heiraten in dieser Phase, weil die romantischen  Bilder genau jene Empfindungen auslösen, die wir uns wünschen. Manche Menschen fühlen sich durch die Eheschließung sicherer und können mit den noch ausstehenden Verhandlungen über ihr Beziehungsleben dann tatsächlich besser umgehen.

Typische Stolpersteine im Liebesplateau:

•    Sie heiraten, weil sie sich vom Partner überrumpeln lassen
•    Sie heiraten und stellen dann fest, Sie hatten völlig falsche Vorstellungen von ihr / ihm
•    Sie heiraten und es kommt zum bösen Erwachen, da Sie sich an einen Partner gebunden haben, mit dem sich Konflikte und verschiedene Sichtweisen nicht sozial-verträglich klären lassen.


Die Verhandlungsphase bemerken Sie daran, dass Sie um Ihre Verschiedenheiten nicht mehr herum kommen und den Partner jetzt kritischer sehen. Haben Sie sich anfangs bereitwillig angepasst, einfach weil es so wunderbar und aufregend war Zeit mit dem Liebsten zu verbringen, so haben Sie nun die rosarote Brille abgenommen. Eine Klientin, die zu mir kam, weil sie in dieser Phase immer wieder scheiterte beschrieb es so: »Erst liebe ich ihn abgöttisch und dann geht er mir fürchterlich auf die Nerven«.  In diesem Stadium der Auseinandersetzung besteht zunehmendes Vertrauen und auch das Wut-Tabu wird gebrochen. Themen, die nun verhandelt werden betreffen primär die gemeinsame Zukunft: Wollen wir zusammen ziehen oder nicht? Besteht ein Kinderwunsch? Wollen wir in deiner oder in meiner Stadt leben? Sie stehen vor der Aufgabe, eine gute Balance zwischen Ihren und seinen Bedürfnissen zu finden. Ziel der Verhandlungen in der Liebesbeziehung ist nicht der Sieg, sondern authentische Kompromisse, mit dem sich beide wohl fühlen können. Wenn Sie gewinnen und ihr Partner verliert, verlieren auf längere Sicht auch Sie. Paare, die einen konstruktiveren Kommunikationsstil pflegen, werden ruhiger durch diese Phase kommen, als Paare, die zu heftigen Auftritten mit Vorwürfen, Unterstellungen und gegenseitiger Abwertungen neigen.

Typische Stolpersteine der Verhandlungsphase:

•    Hat sich eine/r der beiden bisher selbst umgekrempelt, um den Partner davon zu  überzeugen,
      dass er / sie die  Richtige ist, wird es jetzt richtig schwierig.
•    Der oder die Partnerin neigt dazu Konfrontationen auszuweichen oder ist schnell beleidigt
      oder greift an
•    Auch nach dem ersten Gefecht lässt sich nichts klären.
•    Sie glauben, nach der Hochzeit wird er / sie sich schon ändern und vermeiden so,
      Dinge zu verhandeln, die Ihnen am Herzen liegen.

Mein Tipp:

Liebe ist einer der Beweggründe warum wir uns binden, sie überwindet aber nicht automatisch alle unsere Unterschiede und Ängste. Ist es immer wieder das gleiche Thema, bei dem Sie beide sich verhaken, beispielsweise, ob er in Ihre Stadt umziehen oder Sie in seine, dann lassen Sie das Thema einfach mal eine Weile ruhen. Druck erzeugt bekanntlich nur Gegendruck. Manchmal kommt einem kurze Zeit später der Zufall zur Hilfe: Der Mietvertrag wird gekündigt, ein Karriereknick, das ultimative Stellenangebot in seiner/ ihrer Stadt oder die »zufällige Schwangerschaft«, mit der Sie beide noch nicht gerechnet haben.

 5. Der Bund fürs Leben

Ein Entwicklung, die sich über achtzehn bis vierundzwanzig Monate erstrecken kann. Die Zeit, die zwei Menschen benötigen um echte Intimität im Umgang mit: Liebe und Vertrauen, Nähe, Distanz und Abhängigkeit, Wut und Kompromissen, Sexualität und Grenzen zu entwickeln. Wenn Sie heiraten, haben sie noch lange keine Ehe. Viele glauben, wenn sie erst verheiratet wären, fände sich alles andere von alleine. Tatsächlich ist die Ehe kein statischer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess, der gestaltet und gelebt werden will und der von unseren früheren Beziehungserfahrungen mitbeeinflusst wird.

Gut zu wissen

Glückliche Paare haben nicht wesentlich weniger Konflikte als unglückliche Paare, sie lösen diese jedoch unter weniger emotionalen »Kollateralschäden«, da sie über eine höhere Bereitschaft zur Selbstreflektion, eine faire Streitkultur und den festen Willen verfügen sich gemeinsamen weiterzuentwickeln. Sie lassen auch nicht unnötig viel Zeit verstreichen, bevor sie sich professionelle Unterstützung und Begleitung holen, wenn sie mal in einer Sackgasse stecken.