Haben Sie Fragen? Annette Nowak antwortet

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hier finden Sie häufig gestellte Fragen und Antworten, Tipps und Beiträge rund um die Themen Tinnitus und Hören.
Auch Ihre Frage oder Ihr Beitrag ist willkommen. Schreiben Sie mir via Facebook oder senden Sie eine E-Mail an frage@annette-nowak.de  Die Antworten finden Sie dann hier auf meiner Praxis-Website.

 

"Tinnitrack" ein neues Wundermittel gegen Tinnitus ?
Derzeit wird eine Smarthphone-App mit dem Namen „Tinnitrack“  in den Medien hochgejubelt und von den meisten Krankenkassen sogar bezahlt.
„Tinnitracks“ werden bei chronischem, tonalem Tinnitus (mit stabiler Tinnitus-Frequenz 200 Hz -20 Hz) eingesetzen. Tonal ist beispielsweise ein pfeifendes, nicht-tonal ein brummendes Ohrgeräusch. Die Anwendung des Tinnitracks erfolgt über ein volles Jahr. Sie hören täglich 90 Minuten lang ein Musikstück Ihrer Wahl, aus dem ihre persönliche Tinnitusfrequenz herausgefiltert wurde. Hierfür bestimmt der HNO-Arzt im Vorfeld möglichst exakt Ihre individuelle Tinnitus-Frequenz. Beim diesem Tinnitus-Matching  werden Ihnen Töne zum Vergleich mit ihren Ohrgeräusch/en vorgespielt.  Bereits hier kann es kompliziert werden, denn oft fällt es nicht leicht, die eigenen Töne im Ohr zu beurteilen. Nach dem Prinzip der Neuroplastizität soll die speziell aufbereitete Musik des "Tinnitracks" die überaktiven Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns beruhigen und damit eine nachhaltige Linderung des Tinnitus bewirken. Der Erfolg ist noch fraglich. Nutzer von „Tinnitracks“ berichten, sie fühlten sich vom täglichen Hören der Musik bald genervt. Fachleuten zu Folge wird der Erfolg des "Tinnitracks"  lediglich mit dem Placeboeffekt ( keine Heilung ohne Glaube ...) gleichgesetzt. Mich erinnert der  "Tinnitrack" und seine Verheißung  an den  "Tinnitus-Masker" und  "Tinnitus-Noiser"  -  also alter Wein in neuen Schläuchen?

Wie wirksam ist Tinnitus-Retraining?
Antwort: Das Tinnitus-Retraining ist derzeit die wirksamste Methode zur Heilung von chronischem Tinnitus. Studien im anglo-amerikanischen Sprachraum und Deutschland weisen bei etwa 80% der Patienten eine deutliche Verbesserung nach. Das wissenschaftlich anerkannte Verfahren bewirkt keine Heilung im klassischen Sinn: Ziel ist es, die natürliche Filterfunktion des Wahrnehmungszentrums im Gehirn wieder zu aktivieren, so dass der Tinnitus nur noch gelegentlich und gelassen als belangloser Sinneseindruck wahrgenommen oder gar völlig überhört werden kann. Detaillierte Informationen finden Sie auf meiner Website unter >Tinnitus-Retraining-Programm.

Schlafen unsere Ohren nie?
Antwort: Der Hörsinn des Menschen ist gewissermaßen immer auf Empfang, selbst wenn wir schlafen. Warum? Archaisch war es für den Menschen überlebensnotwenig auch im Schlaf hören zu können. Aber auch für uns Menschen der Moderne hat der Hörsinn noch in vielen Situationen eine Alarm- und Warnfunktion. Mütter/Väter wachen beispielsweise bereits beim leisesten Geräusch ihres Babys auf. Zugleich besitzt unser Hörorgan die Fähigkeit, Geräusche aus unserem Bewusstsein auszublenden. Selbst recht laute Frequenzen. Vorausgesetzt, sie werden vom Bewertungszentrum im Gehirn als unwichtig eingestuft. Beim "überhören lernen" des Tinnitus lässt sich genau diese natürliche Filterfähigkeit auch wieder reaktivieren.
 

 Warum Meditation bei Tinnitus?
Antwort: Die vor allem in Indien und Asien seit Jahrtausenden geübte Meditation hat mittlerweile auch im Westen ihren festen Platz eingenommen. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil vieler anderer Techniken wie z.B. des Yoga. Eine einfache Atem-Meditation oder Mantra-Mediation führt zur inneren Ruhe und ist prinzipiell mit keiner bestimmten Glaubensrichtung verbunden. In unserem >Tinnitus-Intensiv-Seminar leiten wir zur Entspannung eine geführte Meditation an, damit Sie bewusst innerlich ausruhen und von der inneren Fixierung auf die Ohrgeräusche loskommen.  

 

Was ist eine Phonopobie?

Eine Phonophobie ist von einer generellen Geräuschüberempfindlickeit (Hyperakusis) abzugrenzen. Eine Phonophobie liegt dann vor, wenn Menschen mit einem zumeist gesunden Gehör auf ganz spezielle Geräusche mit Angst reagieren. Ursächlich wird das spezielle Geräusch emotional mit einer negativen Erfahrung verknüpft. Das können für Lehrer oder Erzieherinnen typischerweise Kinderstimmen sein, für Büroangestellte das Telefonklingeln oder das Rauschen des Computers. Werden die negativ besetzten Geräusche gehört oder auch nur geahnt, wird häufig mit Vermeidung oder mit Flucht reagiert. Viele tragen ganztägig Ohrstöpsel, was dazu führt, dass das Gehirn die Stille als Hörverlust deutet und auf die Suche nach Geräuschen geht. Im Extremfall kann die Phonophobie so in eine generelle Hyperakusis übergehen.
 
 

 

 

Woran liegt es das Ohrgeräusche schwanken?
Antwort:
In den allermeisten Fällen schwankt hauptsächlich die Aufmerksamkeit auf den Tinnitus und weniger die Lautstärke selbst. Ärgern wir uns beispielsweise über die Ohrgeräusche oder lauschen besorgt hin, fokussiert das Wahrnehmungszentrum im Gehirn auf die Geräusche. Sie erscheinen uns dann lauter. Wird der Tinnitus einmal als lauter empfunden kann leicht ein Kreislauf in Gang kommen. Sind wir hingegen entspannt, erholt oder mit etwas Interessantem beschäftigt, sind die Ohrgeräusche nicht wichtig. Wir nehmen sie dann nur leise oder sogar gar nicht mehr wahr. Allerdings könne Faktoren wie Stress, einige Medikamente und in seltenen Ausnahmen auch Erkrankungen dazu führen, dass die Ohrgeräusche schwanken. Das lässt sich jedoch in einem gründlichen Anamnesegespräch klären.

 

Ist Tinnitus ein Durchblutungsproblem ?

Ganz hartnäckíg hält sich das Gerücht, dass Tinnitus etwas mit der Durchblutung des Ohrs zu tun habe. Sogar viele Ärzte gehen davon aus, dass eine gestörte Durchblutung des Innenohrs der Grund für Tinnitus ist. Darum bekommen viele Patienten durchblutungsfördernde Medikamente verschrieben. In Studien hat sich jedoch gezeigt, dass die Durchblutung nur bei einem ganz geringen Prozentsatz eine Rolle bei Tinnitus spielt. Die Haarzellen, also die Sinneszellen im Ohr, werden nämlich gar nicht direkt durchblutet. "Die Wirkung von Medikamenten (dies gilt zum Teil auch für Kortikoide) ist mit dem Abfeuern einer Schrotgewehrsalve auf einen Apfelbaum zu vergleichen: Manchmal fällt dann auch ein Apfel herunter...", so Prof. Goebel.

(Quelle: 100 Fragen zum Tinnitus, C. Thora,  G. Goebel)

 

Kann man Sinneszellen im Ohr eigentlich operieren?

Leider ist es (noch) nicht möglich, Sinneszellen im Ohr zu operieren. Eine Operation mit den bisherigen Methoden könnte zu einer vollständigen Ertaubung führen: Die Öffnung des Innenohrs, indem sich die Sinneszellen befinden, könnte zum Verlust der speziell zusammengesetzten, kaliumreichen Innenohrflüssigkeit (Endolymphe) führen. Wir benötigen Sie für unseren Gleichgewichtssinn genauso wie für die Erkennung von Schallereignissen. Wer sich dreht, setzt die Innohfüssigkeit in Bewegung, was zu einer Biegung der Haarzellen führt. Diese Biegung der Haarzellen löst einen Reiz aus, aus dem unser Gehirn die zugrundeliegende Drehbewegung entschlüsseln kann. Diese Orientierungskompetenz trainieren wir bereits als kleine Kinder bei spielerischen Drehbewegungen.

  

Hyperakusis -  was hilft?

Antwort: Hyperakusis ist eine gesteigerte Emfindlichkeit des Hörsystems gegenüber normalen Umweltgeräuschen. Die Hyperakusis kann  alleine oder zusamen mit einem Tinnitus auftreten. Sie kann ein oder beide Ohren betreffen. Man geht heute davon aus, dass keine "organische" Schädigung im Ohr vorliegt, sonder eine geringe Tolleranz der Hörnervenzellen besteht. Alltägliche Geräusche werden vom Gehirn nicht mehr ausreichend verarbeitet oder weggefiltert. "Dies findet man häufig als Ausdruck der Manager-Krankheit ", das heißt eines schlecht verarbeiteten psychisch-physischen Stresses." (Quelle: E. Bisinger, Die Behandlung von Ohrgeräuschen, S. 51). Wichtig ist, dass Menschen mit Hyperakusis lernen, Geräusche nicht zu vermeiden. Weder durch sozialen Rückzug noch durch Ohrstöpsel. Um sich den gefürchteten Geräuschen schrittweise wieder aussetzen zu können, ist oft eine psychologische Beratung mit einem Hörtraining sehr hilfreich.

   

 

Hilft Hypnose bei Tinnitus?

Antwort: Hypnose ist ein Behandlungsverfahren der Psychotherapie. Dabei sollte eine Hypnose grundsätzlich nicht als alleinige Behandlungsform, sondern immer nur als Bestandteil eines umfassenden Therapiekonzeptes zur Anwendung kommen. Auch wenn in der Vergangenheit vereinzelt positive Effekte berichtet wurden, gibt es bisher keine wissenschaftlich begründeten Beweise für die Wirksamkeit von Hypnose auf Tinnitus. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Tinnitus immer mit Aufmerksamkeit und damit Wachheit einhergeht.

 (Quelle: Stiftung Tinnitus, Charitè Berlin).

 

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Neuerscheinung: "Tinnitus loslassen – Neueste Erkenntnisse aus der Gehirnforschung umsetzen"

Ich freue mich sehr, Ihnen meinen neuen Ratgeber "Tinnitus loslassen – Neueste Erkenntnisse aus der Gehirnforschung umsetzen" vorstellen zu dürfen. Er erscheint am 2. Oktober 2024 im renommierten Trias Verlag und man kann ihn bereits jetzt vorbestellen. Dieses Buch ist mehr als nur ein Ratgeber – es ist ein persönlicher Begleiter auf dem Weg innere Ruhe, Gelassenheit und Lebensfreude für sich ganz neu zu entdecken. Entstanden aus dem Wunsch, meine Erfahrung aus der psychologischen Beratung und Begleitung unzähliger Tinnitus-Betroffener, mein Fachwissen und meine ureigene Tinnitusgeschichte in die Welt zu bringen - um so, wie ich hoffe, zur glückenden Tinnitusbewältigung vieler Betroffener beizutragen. Ich lade Sie herzlich ein, sich schon jetzt ein Exemplar zu sichern.   > Vorbestellung