Haben Sie Fragen? Annette Nowak antwortet

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hier finden Sie häufig gestellte Fragen und Antworten, Tipps und Beiträge rund um die Themen Tinnitus und Hören.
Auch Ihre Frage oder Ihr Beitrag ist willkommen. Schreiben Sie mir via Facebook oder senden Sie eine E-Mail an frage@annette-nowak.de  Die Antworten finden Sie dann hier auf meiner Praxis-Website.

 

 

Gesundheit! ∙ BR Fernsehen

27.02.2024

Gut drei Millionen Menschen in Deutschland tragen ein Hörgerät. Von Schwerhörigkeit betroffen sind noch mehr: etwa jeder siebte Erwachsene, bei den über 65-Jährigen ist es etwa jeder zweite. Wie sehen medizinische Hilfen aus?

Hörenswerter Beitrag!

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»Dreiländer-Tagung der Deutschen, Schweizer & Österreichischen Tinnitus-Liga 2023
„In Kontakt kommen, voneinander lernen, Gemeinsames entwickeln“

Dreiländer-Tagung Maria Plain 10/2023 Medizinische Hypnose , vom Ablenken zum Zuwenden, mit allen Sinnen in die Natur, uvm .«

10.2023

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Warum wurde die "Tinnitus-Retraining-Therapie" vom Beirat der Deutschen Tinnitus-Liga umbenannt?

Die Tinnitus-Retraining-Therapie  (TRT) wurde vom fachlichen Beirat der DTL 2020 in Tinnitus-Bewältigungs-Therapie umbenannt. " Viele Studien haben gezeigt, dass die TRT nach den Urvätern Jastrebov und Harzel nur wenig bis keinen Effekte im Vergleich zu Scheinbehandlungen aufweisen konnte. Hier ist hervorzuheben, dass insbesondere die Anwendung des Noisers - ein Element der TRT -  nicht den erhofften Effekt erzielt hat. Zur besseren Abgrenzung wurde daher die Tinnitus-Retraining-Therapie hierzulande in Fachkreisen in Tinnitus-Bewältigungs-Therapie umbenannt." (Goebel et al., Tinnitus-Forum 1/2020, S. 25–26).

In meiner Praxis halten wir bewusst unsere Benennung "Tinnitus-Retraining-Programm"  aufrecht.

Unser TRP wurde von Anbeginn an wesentlich breiter konzipiert als die Tinnitus-Retraining-Therapie, die auf Jastrebov und Harzel zurückgeht. Unser Tinnitus-Retraining-Programm (TRP) enthält ein breites Spektrum gut erprobter Methoden aus der Verhaltenstherapie sowie weiterer moderner, wissenschaftlich > anerkannter Therapieverfahren und ist in seiner Kombination mit wahlweise Rebalancingmassagen, Shiatsu- oder Reikisitzungen (nach unserer Kenntnis) einmalig. Wir wählen stets die für Sie persönlich passenden und damit hilfreichsten Methoden aus und passen das Setting Ihren Bedürfnissen an. Das Rauschgerät (Noiser) aus der Tinnitus-Retraining-Therapie (nach Jastrebov und Hazel) wird in unserer Praxis bereits seit 15 Jahren nur noch auf Wunsch des Klienten in unser Tinnitus-Retraining-Programm integriert. Wir respektieren das "Placebo" "Rauscher" weiterhin, da inzwischen nachgewiesenermaßen Placebos durchaus wirksam sein können.

Bei mir tauchen gelegentlich Ohrgeräusche auf. Wodurch kann das kommen?
Antwort:
Prinzipiell hat jeder Mensch ein Grundrauschen. Dies wurde auch im Experiment festgestellt, bei dem sich Versuchspersonen in eine schalldichte Blackbox begaben. 98 Prozent der Probanden nahmen nach einigen Minuten Ohrgeräusche wahr. Im Alltag wird das Grundrauschen, wie unsere anderen Körpergeräusch  auch (z.B. Atemgeräusch), aus unserer bewussten Wahrnehmung herausgefiltert. Wird diese Filterfunktion unseres Gehirns jedoch gestört, z.B. durch eine anhaltende Stressspitze, nehmen wir das Grundrauschen plötzlich wahr. Auch wenn ihre Ohrgeräusche nur gelegentlich auftreten, kann es nicht schaden, darauf zu reagieren:  „Nixen“ Sie doch mal. "Nixen" kommt aus dem Niederländischen und bedeutet „Nichtstun“. Legen Sie doch in der Kaffeepause einfach mal ihr Smartphone oder Laptop beiseite und genießen Sie einen Blick ins Grüne. Oder verbringen Sie die Wartezeit auf die U-Bahn mit Tagträumen oder absichtslosem Schauen. In dieser entspannten "Langeweile" regeneriert und entspannt sich ihr Gehirn.

 

 Kann eine Vollnarkose meinen Tinnitus verstärken?

Frau B. suchte meine Praxis auf, um mit fachlicher Unterstützung ihren Tinnitus zu bewältigen. Sie stellte mir besorgt die Fragen: "Kann eine Vollnarkose meinen Tinnitus verstärken?"
Antwort: „Hinsichtlich des Tinnitus wirken alle modernen Narkoseverfahren prinzipiell erst einmal tinnitusmindernd, weil diese Medikamente von ihrer Struktur her natürlich ähnlich wirken wie Schlafmittel und Betäubungsmittel. Von daher ist zumindest im Normalbetrieb keine Gefahr von solchen Anästhetika zu erwarten. Dennoch vollziehen sich während der Operation und dabei natürlich auch in der Narkose vielfältige Veränderungen, von der Lagerung des Patienten bis eben zu dem operativen Eingriff selbst, die durchaus Einfluss haben können, auf eine veränderte Homöostase (Gleichgewicht) des Menschen.
In Gefolge dessen kann natürlich auch der Tinnitus beeinflusst werden, insbesondere, wenn verständlicherweise Ängste mit der Narkose selbst oder dem operativen Eingriff verbunden werden, oder wenn sich etwa nach dem Aufwachen aus der Narkose sozusagen erst die ganze Dimension des bis dato nötig werdenden Eingriffes erschließt und dabei auch der Tinnitus lauter wird.“

Mit körperlicher und seelischer Stabilisierung gehen die Ohrgeräusche jedoch i.d.R. auf die ursprüngliche Intensität zurück.

 

Quelle:  "Auszug aus der „Anästhesist“ ," Tinnitus nach Narkose" Dr. Schaaf, Kampe, Hesse (Heft 4, 2004 Springer S. 358 - 361 2004)

Wie wirksam ist Tinniwell ?
Beim Treffen des Fachlichen Beirats der DTL in Würzburg berichtete Prof. Goebel über diese Therapie, bei der frequenzgefilterte Musik über Kopfhörer gehört wird, gemixt mit einer Wärmebehandlung im Außen- und Mittelohr. Studien hierzu liegen nach Wissen des Beirats gar nicht vor. Der Fachliche Beirat kann insoweit hierzu keine Empfehlung abgeben.

(Quelle: Tinnitus-Forum 2-2018) 

 

Was ist Bruxismus?
Das Fachwort  Bruxismus ist aus dem griechischen abgeleitet und bedeutet "Zähneknirschen“. Das Zähneknirschen tritt im Schlaf während der REM-Phase auf, so dass wir es gar nicht merken. Unbehandelt nutzen sich jedoch die Zähne ab und weitere Symptome und Beschwerden können ausgelöst werden, wie etwa Tinnitus, Muskelverspannungen, Kopf- und Kieferschmerzen. Bruxismus kann neben rein somatischen den Kiefer betreffenden Ursachen auch psychische Ursachen haben. Ängste, Stress und Alltagsorgen zählen zu den häufigsten Auslösern des nächtlichen Zähneknirschens. Müssen Sie sich sprichwörtlich durchs Leben beißen? Sind Sie zerknirscht? Kauen Sie auf einem Problem herum? Müsse Sie etwas zähneknirschend hinnehmen? Klärende Gespräche können Abhilfe schaffen. 

 

Kann eine Flugreise sich negativ auf meine Ohrgeräusche auswirken?
"Ich leide nun seit einem Jahr unter Tinnitus. Ich möchte bald in die USA fliegen. Nun mache ich mir grosse Sorgen, dass der Lärm im Flugzeug meinen Tinnitus verschlimmert. Ich habe dies auf dem letzten Flug trotz Gehörschutz erlebt. Dieser dauerte jedoch nur 2 Stunden, jetzt habe ich einen Flug von 12 Stunden vor mir. Ich hatte mir extra angepassten Gehörschutz anfertigen lassen, jedoch nützt dieser nicht mehr als normale Ohropax. Was raten Sie mir zu tun? Ich möchte auf keine Fall meinen Tinnitus verschlimmern. Und die Lärmbelastung im Flugzeug während 12 Stunden ist ja doch erheblich." A. S.

Antwort: Grundsätzlich dürfen Tinnitusbetroffene sorgenfrei fliegen. Sie müssen nicht befürchten, dass der Tinnitus dauerhaft lauter wird. Die Tinnitus erzeugenden Mechanismen spielen sich fast ausschließlich im Innenohr und /oder Gehirn ab. Diese werden durch den beim Flug auftretenden Druckunterschied nicht berührt. Zwar kann der Fluglärm tinnitusverstärkend wirken, in der Regeln jedoch nur vorrübergehend. Beschwerden ergeben sich häufig beim Starten und Landen am Mittelohr durch Druckunterschiede. Hier unterscheiden sich Tinnitusbetroffene jedoch nicht von anderen Flugreisenden. Beide Personengruppen sollten beim Landeanflug für einen Druckausgleich sorgen. Schlucken Sie regelmäßig, damit sich die für den Druckausgleich wichtige Eustachische Röhre öffnet. Das kann man auch schon vor Beginn der Landung tun.

Kann Akupunktur bei Tinnitus helfen?
Akupunktur gehört zu den anerkannten Naturheilverfahren und hat Ihre Wurzeln in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Dort wird sie bereits seit einigen hundert Jahren angewandt. Auch in der westlichen Medizin wird dieses Naturheilverfahren praktiziert und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei vielen Krankheiten empfohlen.
Die Wirksamkeit von Akupunktur bei Tinnitus wurde an der Universitäts-HNO-Klinik Göteborg erforscht. Die durchgeführten Studien haben gezeigt, so Dr. E. Biesinger, dass Tinnitus durch Akupunktur zwar nicht beseitigt werden kann, dass jedoch Folgeprobleme wie Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen positiv beeinflusst werden und dadurch auch die Ohrgeräusche.
Bei Ohrakupunktur wird der Tinnitus nicht etwa "weggestochen", sondern das Wirkprinzip basiert darauf, dass die im Ohr gesetzten Nadeln den Lebensenergiefluss (Qi) in den Meridianen (Leitbahnen) des menschlichen Organismus positiv beeinflussen.
Der Mensch verfügt über 12 Hauptmeridiane, auf denen 361 Akupunkturpunkte liegen, die sich jeweils auf ein bestimmtes Organ- oder Funktionssystem im menschlichen Körper beziehen.
Abgeraten wird von der Elektro-Akupunktur am Ohr, da sie die Ohrgeräusche teilweise verschlechtert habe.

Helfen Gingkopräperate bei Tinnitus?
Die Heilpflanze Ginkgo wird aus den Blättern des Ginkgobaums gewonnen und in Apotheken unter den Namen "Tebonin" und "Gingko Biloba" in Form von Tabletten, Tropfen, Lösungen und Kapseln angeboten. Laut Herstellern sollen Ginkgopräperate  in Bezug auf Ohrgeräusche insbesondere eine verbesserte Durchblutung des Innenohrs bewirken. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Wirkstoffe von Ginkgo keine direkte Wirkung im Innenohr entfalten und für die Behandlung von Tinnitus nutzlos sind. Ganz unabhängig davon wurde in medizinischen Studien mittlerweile nachgewiesen, dass die Durchblutung des Innenohres prinzipiell nur eine verschwindend geringe Rolle bei Tinnitus spielt.